Insektenhotels


Insekten“Hotels“?  Besser: Wildbienen-Wohnungen!

Im "Park der Gärten" in Bad Zwischenahn wurde diese Insekten-Nisthilfe erstellt.

Die Fotos sind durch Anklicken zu vergrößern.


Wir alle kennen die Honigbiene des Imkers, denn sie ist das bekannteste Insekt überhaupt. Dass es darüber hinaus allein in Deutschland über 550 nachgewiesene Arten von Wildbienen gibt, ist längst nicht so geläufig. Weltweit sind es sogar mehr als 16.000 Arten.

 

Das Leben einer typischen Wildbiene verläuft folgendermaßen: Im März/April schlüpfen erst die Männchen, die die Weibchen begatten, sowie diese ihre Kinderstube verlassen haben. Das Leben der Männchen ist hiermit beendet, die Weibchen hingegen beginnen mit der Brutpflege: Sie sammeln Pollen, bringen ihn als Nahrung in die Niströhre, setzen ein Ei dazu und verschließen diese Zelle, um eine weitere Zelle auf diese Art zu bauen, bis das Röhrchen voll ist. Das Leben der Weibchen endet nach ca. 6 – 8 Wochen und die nächste Generation erblickt erst im kommenden Jahr das Licht der Welt.

Die Wildbienen produzieren zwar keinen Honig, den wir Menschen gerne abgreifen, aber sie leisten durch das Pollensammeln für die Brutzellen einen unschätzbaren Wert als Bestäuber sowohl von Nutz- als auch insbesondere von Wildpflanzen: 150 Honigbienen sind weniger effektiv fürs Bestäuben als 100 Honigbienen und 50 Wildbienen, wie neue Forschungsergebnisse belegen. Aus diesem Grund hat sie der Gesetzgeber unter besonderen Schutz gestellt und zwar durch die „Bundesartenschutzverordnung“.

 

Die gute Nachricht ist: Auch wir können in unseren Gärten etwas Gutes für die Wildbienen tun – und das auf zweierlei Art und Weise:

1. Den Wildbienen Nisthilfen anbieten.

Hierzu sind folgende kritische Anmerkungen notwendig: Es werden in vielen Geschäften sogenannte Insektenhotels angeboten. Sie sehen alle recht nett aus, sind aber zum Teil echte Todesfallen für die Wildbienen, weil sie mit Baumscheiben bestückt sind. Schauen wir, wie die Natur es eingerichtet hat, wie Wildbienen ihre Brut anlegen – und genau darum geht es ja in den „Insektenhotels“ (also nicht nur um eine oder mehrere Übernachtungen!). Je nach Wildbienenart benötigen sie dazu verschiedenartige Schlupfröhren. Bäume wachsen in der Natur nach oben (Längsholz), Baumscheiben (Stirnholz) sind von Menschen gemacht. Also sollten wir den Wildbienen dicke Äste, Stammabschnitte oder Längsholzblöcke anbieten, die mit unterschiedlich dicken und sauber gebohrten Löchern versehen sind. Wird eine Baumscheiben mit vorgebohrten Löchern als Nisthilfe angeboten, so ist sie allermeist mit Rissen versehen, was dazu führt, dass die Bruthöhlen aufreißen und der Nachwuchs sich nicht entwickeln kann. Gern angenommen werden Strangpfalzziegel, Schilfhalme oder unterschiedlich dicke Bambusröhrchen, die jeweils in Lochziegel oder in leere waagerechte Konservendosen gesteckt werden können. Der beste Platz für Wildbienenwohnungen ist vor einer Wand gen Süden und unter einem Dach, so dass sie vor Wind und Regen geschützt sind. Bis zum kommenden Jahr darf die Nisthilfe nicht gestört werden.

2. Den Wildbienen Nahrung bereitstellen.

Nur so können sie ihre Brut auch anlegen. Also sind wir gefordert, unsere Gärten „schmackhaft“ für Wildbienen anzulegen. Dazu ist es sinnvoll, Pflanzen auszuwählen, die in unseren norddeutschen Bereichen zu Hause sind, hier gedeihen, blühen und Früchte bringen. Ungeeignet sind die gezüchteten Pflanzen, die zu Tausenden im späten Frühjahr angeboten werden und die den ganzen Sommer über blühen, was keine heimische Wildpflanze leisten kann. Lassen wir doch in einer Ecke unseres Gartens „Unkraut“ /Wildkraut für die Wildbienen blühen, mähen den Rasen nicht so häufig oder schauen wir beim Kauf von neuen Pflanzen, an welchen Pflanzen sich Insekten tummeln. Das und noch viel mehr kann die Ansiedlung von Wildbienen unterstützen.

 

Bei Interesse, intensiver in die Welt der Wildbienen einzusteigen, empfehle ich das wundervolle Buch mit hinreißenden Fotos und fundierten Informationen von

Paul Westrich: Wildbienen – die anderen Bienen, Verlag Dr. Friedrich Pfeil


Das sind die Anfänge der Insektennisthilfe auf dem Gelände vom Haus im Schluh. Im nächsten Jahr geht es weiter.